+49 (0) 461 – 40 78 01 14 post@ilona-kraemer.de

Lilith in den Zwillingen

Lilith: Wild und intuitiv
durch die Wogen unserer Zeit

Lilith wandert seit dem 18. Juli bis zum 30 März 2022 durch das Tierkreiszeichen Zwillinge. Der schwarze Mond bringt uns dort mit dem ewigen Kreislauf des Lebens in Berührung. Das eigene Werden, Sein und Vergehen dürfen in den kommenden Monaten durchdacht werden ohne dabei dem Zynismus zu verfallen.  Es wird uns vermutlich nicht ganz so leicht fallen eine gesunde Balance zwischen Verstand und Intuition zu finden. Wir erliegen vielleicht der Tendenz zum Absoluten, zu einem Zuviel oder Zuwenig im Bereich des rationalen Denkens.

Das ruft fast zwangsläufig nach einem Ausgleich durch Tiefe und Intensität der Gefühlswelt. Lilith ist wie die Zwillinge dem Element Luft zugeordnet. Die Zwillinge stehen für Kommunikation, für das Sammeln von Informationen, aber auch für viel Geschwätz und Phrasendrescherei. Das passt zur allgemeinen Gemengelage, denn die Zeitungen sind voll davon. Es lohnt sich also, einmal genauer hinzuschauen, wer denn diese Lilith eigentlich ist und auf wa sie uns in den kommenden rund acht Monaten hinweisen könnte.

Die Göttin des Windes

Mythologisch war Lilith eine alte Gottheit aus Sumer. Sie war die Göttin des Windes in großer Höhe. In der Schöpfungsgeschichte spielt sie eher eine undurchsichtige Rollen und wurde schließlich wegen ihrer Bosheit aus dem Paradies geschmissen.  Im alten Orient ist sie ein weibliches Mischwesen mit Flügeln.  In der Astrologie kommt Lilith 1918 ins Spiel, also kurz vor dem Ende des 1. Weltkrieges, als die Theosophie in der Gesellschaft angekommen ist und Rudolf Steiner mit seiner Anthrophosie diese Sicht auf der Welt veredelte. Lilith wird auch als Schwarzer Mond bezeichnet. Ihr Symbol ist entsprechend gestaltet: Ein schwarzer Mond auf einem Kreuz: Lilith symbol.svg

In der Bibel wird der Name Lilith nur einmal genannt. Im Buch Jesaja wird in einer prophetischen Rede die Verwüstung Edoms geschildert, und dass auf seinen Ruinen Tiere und andere Wesen hausen werden, darunter auch Lilith: „Da treffen Wüstentiere mit wilden Hunden zusammen, und Bocksdämonen begegnen einander. Ja, dort rastet die Lilit und findet einen Ruheplatz für sich.“ (Jes 34,14 ELB)

Geister der Nacht

Häufig wird der Name Liliths auch von von dem hebräischen Wort für Nacht abgeleitet, was zwar als Volksetymologie bewertet wird, aber doch interessante Hinweise auf das Wesen Liliths gibt. Demnach steht sie in enger Beziehung zu den Geistern der Nacht, die in der Genesis als Laj’lah  bezeichnet werden (GA 102, S. 195). Die Laj’lah, das sind zurückgebleibene Urengel (Archai) , sie wirken  in den lebenswichtigen Aufbaukräften, die während des Schlafes am physischen und Ätherleib arbeiten. Sie heilen dort die Schäden, die durch unser Tagesbewusstsein angerichtet werden. Sie ist also wie diese Engel in der Welt unseres Unbewussten.

Es gibt viele Legenden um Lilith, die sich in gewisser Weise ähneln. Danach erschuf Gott Adam
und Lilith aus demselben Lehm, um Adam eine Partnerin zu schenken. Gott holte Lilith vor der ersten Nacht noch zu sich und sagte ihr, sie solle Adam untertan sein. Dies wurde von Lilith jedoch nicht akzeptiert. Lilith stritt sich mit Adam, sprach den Namen Gottes aus und wurde gewissermaßen in die Wüste geschickt. Dort verkehrte sie jeden Tag mit tausend Mischwesen und brachte tausend Kinder pro Tag auf die Welt. Als Mutter stelle ich erstaunt und augenzwinkernd fest: Ihren Beckenboden hätte ich gerne…

Adam beklagte sich bei Gott über seine Einsamkeit, welcher ihm dann Eva aus seiner Rippe erschuf. Lilith musste es auf sich nehmen, dass täglich hundert von ihren Kindern sterben sollten, blieb aber selbst unsterblich, da sie nie die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte. Ein wichtiger Hinweis, wie ich finde, denn diese Frucht brachte uns Menschen die Freiheit. Lilith hatte sie nicht. Sie ist an das Unbewusste und an die Triebe gebunden.

Lilith raubt die Kinder

In einigen jüdischen Sagen wird Lilith als der letzte Engel der zehn unheiligen Sephiroth beschrieben und gefürchtet. Dieser Legende nach wurden alle Kinder der Lilith getötet, da sie sich Gottes Willen widersetzte. Man sagt, Lilith raube aus Vergeltung nachts die Kinder der Menschen aus ihren Krippen und töte sie. Um sich davor zu schützen, befestigten die Menschen früher Pentagramme an den Krippen, auf denen die vier Flüsse des Paradieses, sowie die Namen der Engel Sanvai, Sansanvi und Semangloph, die Lilith einst im Auftrag Gottes jagten und ihre Kinder mordeten, zu sehen waren.

In der jüdisch-feministischer Theologie wird Lilith als eine Frau dargestellt, die sich nicht Gottes, sondern Adams Unterordnungswillen entzieht und im Gegensatz zu Eva resistent gegen den Teufel ist. Sie symbolisiert positiv die gelehrte, starke Frau. In einer anderen Version brachte Lilith als erste Frau Adams Gottdazu, ihr seinen heiligen Namen zu verraten. Der Name verlieh ihr anschließend unbegrenzte Macht. Lilith verlangte Flügel von Gott und flog davon.

Sensitiver Punkt auf der Mond-Ellipse

Astrologisch betrachtet ist Lilith noch recht jung. Im Allgemeinen wird mit “Lilith” in der Astrologie ein sensitiver Punkt bezeichnet, der im Horoskop an der Stelle des Mond-Apogäums liegt, also demjenigen Brennpunkt der Ellipse der Mondbahn, der den erdfernsten Punkt des Mondes von der Erde markiert.

Beschrieben wurde der Schwarze Mond erstmals in der Schrift “Les présages à la lumière des lois de l’évolution” von Dom Néroman 1937. Darin beschreibt er, dass Lilith sowohl mit den Kräften des Irdisch-Stofflichen wie des Imaginativ-Traumhaften verbunden ist, allerdings eher mit substanzlosen bzw. illusorischen Dingen. An seinem Apogäum ist der Einfluss des Mondes deutlich geschwächt, da er dort am weitesten von der Erde, aber auch von uns Menschen entfernt steht. In diesem Sinne zeigt Lilith im Horoskop, wo wir den Mond weniger spüren, d.h. wo wir neuen Einflüssen stärker ausgesetzt sind, wo wir uns von bisherigen Sicherheiten (oder gewohnten Geborgenheiten) weg bewegen.

Stolz und Stärke

Andere Astrologen schreiben Lilith die verborgenen, mysteriösen Seiten des Weiblichen zu, mit Aufbegehren, Stolz und Stärke. Da in unserer Kultur das Weibliche über Jahrtausende verteufelt und unterdrückt wurde, hat Lilith oft etwas Furchterregendes. Nach Joëlle de Gravelaine (1929 – 1997), der französischen Astrologin, die sich in ihrem Buch “Lilith und das Loslassen” ausführlich Gedanken über den Schwarzen Mond machte, beschreibt sie die wilde Göttin als unser Verhältnis zum Absoluten, zum Opfer, aber auch zum Loslassen:

Seit … ich Astrologie praktiziere, hat der Schwarze Mond in allen Geburtshoroskopen, die ich stelle, als zweiter Mondaspekt seinen Platz, und es käme mir nicht in den Sinn, an seinem Einfluß, und zwar auf einem sehr wesentlichen Niveau, zu zweifeln. Er beschreibt unser Verhältnis zum Absoluten, zum Opfer, aber auch zum Loslassen. Da, wo er im Transit steht, bedeutet er einerseits, daß man eine Kastration im Bereich des Begehrens, eine psychische Ohnmacht oder eine Hemmung im Handeln erfährt, andererseits – und dies ist wesentlich – eine Infragestellung von sich selbst, seinem Leben, seiner Beschäftigung, seinem Credo oder – und dies ist die neueste Entdeckung – eine Gelegenheit zum Loslassen.

Auf diesem Niveau bedeutet dies, daß man die Welt in sich einströmen läßt, ohne dabei das geringste vom Ich entgegenzusetzen, ohne Voluntarismus oder Wille zur Macht, ohne Passivität, oder vielmehr im Gegenteil mit der festen Idee, sich zu öffnen, Vertrauen zu schenken, sich durchströmen zu lassen, sich zu verlassen auf die großen Gesetze des Kosmos, auf Gott, auf den, den man nennen kann, wie man will. Aber hierfür muß man zunächst Platz machen. Der Schwarze Mond schafft diese Leere, die man braucht.”

Quelle: Astrologie Heute Nr. 23

In der psychologischen Astrolologie steht Lilith für die Ahnung, dass rationales Wissen letztlich nicht immer hält, was es verspricht. Keimt diese Erkenntnis in uns auf, können wir uns entweder am Rationalen festklammern oder es total verwerfen. Im ersten Fall neigen wir dann zu Zynismus, finden für alles eine Erklärung und ahnen doch, dass wir nur mit leeren Worten jonglieren.Fehlt es uns an Eloquenz, so verfallen wir auch leicht der Neigung, uns für dumm und unfähig abzustempeln und sich gar nicht erst so richtig in die Welt der Gedanken und Ideen zu begeben.

Unbändige Kraft

Bis zum 19. September 2021 steht Lilith am aufsteigenden Mondknoten und gibt dort den Anstoß unsere verborgene Anlagen zu entfalten. Eine unbändige Kraft treibt uns auf unserem Weg vorwärts. Die Stösse in die richtige Richtung können manchmal geradezu heftig sein. Je nachdem, ob wir diese als willkommene Unterstützung oder lästige Ruhestörer empfinden, schreiten wir mit Siebenmeilenstiefeln in neue Erfahrungen hinein oder fallen auf die Nase. Unser Lebensfluss weist eine starke Strömung auf. Sich festzuhalten, am Ort verweilen zu wollen – und ist er noch so schön – kostet in dieser Zeit unglaublich viel Energie. Und zu guter Letzt werden wir dann doch losgerissen und weitergetrieben. Doch wenn wenn wir nicht auf unserem momentanen Entwicklungsstand stehenbleiben wollen, nimmt der Prozess fast von alleine seinen Verlauf. Schaue ich mich um in dieser Welt und in unserem Land, dann finde ich diesen Gedanken durchaus ermutigend. Denn so wie es ist, kann und soll es nicht bleiben. Was ist zu tun? Lilith signalisiert: Nicht viel: Wir brauchen uns nur unserer inneren Stimme oder Intuition anzuvertrauen. Na dann…