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Waage-Zeit

Waage-Zeit

Ego: In welcher Schale sitzt du?

Wie geht es dir heute? Hast du dich beim Blick in die Zeitung oder ins Internet schon aufgeregt? Hast du dich schon ereifert, wie man sich gegen die Missstände dieser Welt erhebt? Bist du schon mit bestem Beispiel vorangegangen und hast versucht mit viel Krafteinsatz alles besser zu wissen und zu machen? Herzlichen Glückwunsch! Denn dann bist Du, wie wir alle, ganz Mensch und darfst, wie jeder einzelne von uns, eine Menge über dein Ego lernen! Was? Das Waageprinzip. Was das ist, erläutere ich heute in diesem Beitrag.

Das Ego liebt polare Kräfte

Zu unserem persönlichen Leben gehören zwei polare Kräfte: die Sympathie und die Antipathie. Beide wirken insbesondere auf unser Empfindungsleben, also auf unsere Gefühle, und sorgen dafür, dass wir ständig urteilen: Uns gefällt „dies“ und wir lehnen „das“ ab. Wir wissen gleichzeitig: Über Geschmack kann man nicht streiten. Inzwischen hast du vielleicht auch die Erfahrung gemacht, dass diese Urteile tatsächlich weder etwas über den Gegenstand noch über einen Menschen aussagen, die wir beurteilen, sondern letztendlich nur über uns selbst und die Gefühle, die der Gegenstand und/oder die Person in uns auslösen.

Ist das Wetter wirklich schrecklich?

Wenn ich feststelle: „Das Wetter ist schrecklich!“ dann ist nicht wirklich das Wetter schrecklich, sondern nur ich empfinde in diesem Moment das Wetter so. Es ist meine Beurteilung! Hätten wir darüber ein stärkeres Bewusstsein, dann würde viel Streit zwischen den Menschen im Keim ersticken. Rechthaberei ist nichts anderes als ein egoistisches Gefühl, das wir verteidigen. Der Wahrheit und der Wirklichkeit ist dieses Gefühl egal, denn sie ist was sie ist, die Wirklichkeit und die Wahrheit. Wollen wir aber wirklich den Frieden in diese Welt bringen, dann sollten wir das Spannungsfeld von Sympathie und Antipathie verlassen! Nur dann schaffen wir die Grundlage für Frieden in uns: Liebe! Wie heißt es in dem Hohelied der Liebe so schön?

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

(Kor, 13.4 ff)

Die Liebe ist die Kraft, die uns aus diesem Morast herausführt und sie beginnt mit der Wahrheit. Wenn wir die Wahrheit kennenlernen wollen, dann sollten wir uns von unserem Egoismus lösen. Das ist das große Thema, mit dem wir uns als Menschheit auseinanderzusetzen haben. Welche Kraft kann uns dabei helfen?

Zeitqualität der Waage

Wir erleben in diesen Tagen neben allen Spannungsmomenten die Zeitqualität des Tierkreiszeichens Waage. Dieses gibt uns als Archetyp des Seins wertvolle Hinweise, wie wir in Sachen Sympathie und Antipathie die Kurve kriegen. Die Waage, die dem Luftelement zugeordnet ist und von der Venus beherrscht wird, wägt ab und gleicht aus. Der Archetyp wird als gesellig, kontaktfreudig, sozial und diplomatisch beschrieben. Taktvoll und charmant gehen Waage-Geborene idealerweise auf die Menschen zu und zeigen sich aufgeschlossen und kompromissbereit. Sie bemühen sich gern um eine unparteiische und objektive Sicht der Dinge. Zwischen zwei Pole gestellt, suchen sie in ihrer reinsten Ausprägung als Waage stets den Ausgleich. Sie haben eine ewige Sehnsucht nach Harmonie, Gerechtigkeit und Schönheit.

Was heißt das nun? Sobald wir uns neutral einer Sache oder einem Menschen gegenüberstellen, bleiben wir in der Mitte, können sachlich die Umstände betrachten und der Wahrheit näherkommen. Setze ich mich stattdessen in eine der beiden Waagschalen, dann ist das nicht mehr möglich, denn meine Perspektive auf die Wahrheit wird verzerrt.

Wir sitzen in einer Waagschale und beschweren sie

Neid, Hochmut, Eifersucht, Angst oder Hass sind Kräfte, die dafür sorgen, dass wir in uns selbst gewissermaßen verhaftet bleiben. Wir setzen uns in eine Schale und beschweren diese. Die völlige Selbstaufgabe, um nur beim anderen zu sein, ist aber auch keine Lösung, denn das wäre nur die andere Waagschale. Du würdest damit dich selbst vernachlässigen oder sogar verlieren. Du wirst vielleicht sogar zum hilflosen Helfer, der zwanghaft immer helfen muss, ohne zu bemerken, dass dieses Motiv im Grunde auch nur ein getarnter Egoismus ist. Ist dir klar warum?

In der Liebe zu sein, heißt in der Mitte beide Waagschalen zu beherrschen. Um das zu schaffen, müssen wir lernen, zu unterscheiden. Diese Kraft der Unterscheidung wird mit dem Schwert symbolisiert. Wir kennen das von den Darstellungen der Justizia, aber auch Erzengel Michael hat das Schwert in den Händen. Dieses Bild soll jetzt nicht zu dem Gedanken verführen, dass man im Zweifelsfall mit dem Schwert die Mitte durchsetzt, sondern dieses Schwert steht für die Kraft der Unterscheidung. Es stärkt uns, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden.

Rückgrat für eine äußere und innere Haltung

Körperlich haben wir ein solches Schwert in uns. Es ist unser Rückgrat, was für eine äußere Haltung sorgt, die sich in einer inneren Haltung fortsetzt. Rückenschmerzen können ein Indiz dafür sein, dass wir nicht in unserer Mitte sind, sondern in einer seelischen Schieflage, die sich mit körperlichen Symptomen zeigt. Bleiben wir in der „Mitte“, gelingt es uns, beide Pole zu betrachten und ein neutrales Urteil zu fällen. Wir haben inneren Abstand gewonnen und damit einen besseren, unverstellten Blick auf das Gesamtgefüge. Wie können wir den Hang zum einseitigen, egogetriebenen Urteil überwinden? Wie schaffen wir es, in unserer Mitte zu bleiben?

Es gibt verschiedene Wege das zu tun, die ein Stück weit von unserem Weltbild abhängig sind. Die einen fragen den Christus in sich, andere Buddha, wieder andere einen Baum oder ihr höheres Selbst. Noch wieder andere gehen in die Stille, meditieren am Meer oder essen ein Stück Kuchen. Was auch immer du tust: Letztendlich geht es darum, das Feld der Emotionen, das unserem kleinen Ego entspringt, zu verlassen. Nur dann sind wir in der Lage, unparteiisch und sachlich zu bleiben.

Sich aus der Knechtschaft des Urteils herauslösen

Die universelle Liebe zu allen Menschen ist das Schwert, mit dem wir uns aus der Knechtschaft des Urteils herauslösen können. Betrachten wir unsere Konflikte innerhalb unserer persönlichen Beziehungen, zu Lebenspartnern, Kindern, Familienmitgliedern oder Freunden, dann dürfen wir mit diesem neuen Bewusstsein fragen: Sitzen die anderen in der einen und ich in der anderen Schale der Waage? Wer wiegt mehr? Die anderen oder mein kleines Ego? Die Kunst ist, in solchen Momenten die Waagschale des Egos zu verlassen und zu versuchen, die Situation aus einer neutralen Position heraus zu betrachten. Schaffen wir das, dann gelingt es uns ziemlich sicher, jeden Konflikt zu lösen, ohne die eine oder die andere Waagschale zu beschweren.

All das ist kein rationales Konstrukt, was emotionslos versucht, nicht zu urteilen. Mitgefühl spielt bei allem immer auch eine große Rolle. Jedoch wirst du erst dann das richtige Maß finden, das weder Gefühlskälte noch ein übertriebenes Mitleid auslöst, wenn du eine Lösung zum Wohle aller findest. Dabei erleben wir ein Paradoxon. Denn wir sollen auf der einen Seite heraustreten und gleichzeitig verbunden bleiben. Darin zeigt sich die hohe Schule der Liebe. Das ist DIE große Herausforderung und in unseren Tagen, da der Corona-Virus so viele Menschen in die Angst, Not und Bedrängung schickt, geht es mehr denn je darum, in der Mitte, in der Balance zu bleiben und – getragen von Nächstenliebe – nicht zu verurteilen. Wir kommen an den Punkt, bei dem es darum geht, selbst seine Feinde zu lieben. Liebe kennt keine Feindschaft. Sie sieht den Feind und den Freund. Sie sieht das Gute im Bösen. Sie weiß, dass das Böse irgendwann in der Liebe aufgeht.

Dem Ego fällt es schwer, seinen Feind zu lieben

Wenn wir ehrlich zu uns sind, da geht es mir nicht anders, ist das ganz schön schwer, seinen Feind zu lieben. In Anbetracht von so viel Unrecht in der Welt kann uns dieser Anspruch regelrecht überfordern. Wie kann man Mörder, Kinderschänder oder andere Stellvertreter des Bösen lieben? Wenn wir unser Ego überwinden, dann gelingt es uns, zu verstehen, warum ein Mörder zum Mörder wurde. Wir können auf ein einseitiges Urteil verzichten. Die Aufgabe besteht also darin, zu verstehen, warum unser „Feind“ so ist. Lieben können wir ihn nur, wenn wir ihn verstehen.

Verstehen heißt nicht, dass wir gutheißen, was er getan hat, dass wir versuchen sollen Unrecht weg zu lieben! Es heißt nur, dass wir Verständnis durch Erkenntnis anstreben. Gelingt es uns seine (nicht unsere) Persönlichkeit in ihm zu erkennen, können wir ihn lieben. Dann kannst du ihn lieben, wie dich selbst und er ist nicht mehr länger dein Feind. Solange du durch Menschen und Dinge mit deinen Schattenseiten gespiegelt wirst, die du ablehnst, wirst du immer in einen Widerstand gehen müssen. Erkennst du deinen Schatten, bist du bereit den anderen wirklich zu erkennen. In diesem Moment, wenn das geschieht, endet diese Art der Auseinandersetzung. Dazu braucht es die Tugenden der Waage, die in uns mehr oder weniger schlummern.

Die eigene Komfortzone verlassen

Machen wir uns nichts vor: Ein gemütlicher Spaziergang ist das nicht. Sein Ego aufzugeben, bedeutet nämlich auch, das eigene Weltbild zu verändern, die Glaubenssätze und Vorurteile zu wandeln oder zu beseitigen. Das ist ein leidvoller Prozess, da das Neue erst einmal „geboren“ werden muss. Es bedeutet aus der eigenen Komfortzone herauszukommen zugunsten eines höheren Ideals. Doch der Weg lohnt sich, denn Ungleichgewicht im Leben ruft immer die Gegenkräfte auf den Plan. Sobald du in der Balance bist, in der Mitte stehst, kannst du wie bei einer Wippe, beide Seiten ausgleichen. Das gilt auch für die sogenannten „Gutmenschen“, die stets motiviert sind, nur das Gute zu tun. Wer so handelt, stärkt das Böse! In der Balance zu handeln ist etwas anderes, als nur von einer Seite aus zu agieren.

Gutmenschliches Ego

Meist versteckt sich hinter dem „gutmenscheln“ ein ausgeprägtes Ego, weil man auf seine guten Taten „stolz“ ist und Eitelkeit („Schaut her, ich mache das besser) das Motiv ist, statt Wahrheit oder gar Liebe. Die Liebe bewertet nicht Gut und Böse, sondern stellt immer die Harmonie des Ganzen her, das heißt den Ausgleich beider Seiten. Das Tierkreiszeichen Waage ist noch bis zum 22. Oktober aktiv. Ich wünsche uns allen, dass die Tugenden dieses Archetyps helfen, gut durch diese angespannten Zeiten zu kommen. Wir wissen ja jetzt, wie das geht und brauchen nicht hektisch werden. Denn dieser Archetyp ist ein Teil von uns allen. Er wirkt in und rund um die Uhr 365 Tage lang. Machen wir ihn uns in diesen Tagen einfach besonders bewusst. Der Liebe und des lieben Friedens wegen.

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