Die heilende Kraft
der Meditation
Früher haben nur Spinner meditiert. Meditieren taten jene, die mindestens eine Meise hatten und – so das Weltbild nicht weniger, die es nicht besser wussten – durch das Raster dieser Gesellschaft durchgefallen waren. Heute denke ich: Hatten diese „Spinner“ es gut, denn die haben sich kraft der Meditation einige blaue Flecke auf der Seele erspart und so manchen Holzweg.
Heute weiß man längst um die heilende Kraft der Meditation auf Körper und Seele. Sie steigert die Konzentration, beeinflusst unsere Gesundheit und kann unser Denken, Fühlen und Wollen radikal verändern. Das lässt sich sogar auf Röntgenaufnahmen nachweisen, die eine veränderte Hirnstruktur zeigen, wenn ein Mensch über einen längeren Zeitraum hinweg meditiert. Selbst Schmerzen lassen sich weg meditieren, fanden Forscher heraus, die die Schmerzresistenz bei Zenmeditierenden unter die Lupe genommen hatten. Stress und seine Hormone werden gesenkt und damit die unangenehmen Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck, Schlafstörungen, Übergewicht und Herzerkrankungen reduziert bis beseitigt. Auch Angstzustände, Stimmungsschwankungen und viele andere psychische Störungen lassen sich durch Meditationen positiv beeinflussen.
Meditation ist eine Sache des Willens. Dieser soll selbstverständlich gefestigt und entwickelt werden. Doch das alleine reicht nicht. Man braucht einen langen Atem, denn Meditation wirkt nicht von heute auf morgen. Auch hier gilt: Rhythmus ersetzt Kraft. Wer täglich über einen längeren Zeitraum meditiert, kann die positiven Effekte der Meditation kennenlernen. Eine Faustregel, wann der gewünschte Erfolg eintritt, kann auch ich nicht bieten, denn wann die Meditation greift, ist bei jedem Menschen anders. Allerdings weiß ich: Je freier man von jeglicher Erwartung anfängt zu meditieren, um so schneller hat man Spaß an der Sache.
Beschauliches Nachdenken
Was ist Meditation denn nun genau? Sie ist ganz pauschal gesagt eine geistige Übung, ein „beschauliches Nachdenken“. Mit einer definierten Seelenübung werden durch die willentliche Konzentration auf eine Tätigkeit, eine Wahrnehmung oder einen Gedanken unsere Seelenkräfte gestärkt und durchgeformt. Nicht verwechseln darf man die Meditation mit einer Art Entspannungsübung. Meditation – sie ist wesentlich mehr. Darum erzielt man mit falsch verstandener Meditation nicht nur Gutes, denn letztendlich strebt man damit eine Verbindung zu allem Geistigen an. Das ist nicht nur der eigene Geist, man berührt auch die geistigen Sphären und den seiner Mitmenschen, denn im Geistigen sind die Grenzen, die wir im Irdischen kennen, aufgelöst. Bevor man also beginnt zu meditieren ist Seelenhygiene absolut notwendig.
Das bedeutet, dass man sein Innenleben läutern oder anders gesagt reinigen muss. Nur Heiliges, Hohes sollte uns während der Meditation durch unsere Seele zielen, damit der gewünschte Effekt eintreten kann. „Unreine“ Gefühle und Gedanken haben in einer Meditation eben so wenig zu suchen, wie man vermeiden sollte, eine solche Seelenstimmung mit in den Schlaf zu nehmen. Spüren und pflegen wir in uns Gedanken des Hochmuts, der Eitelkeit oder des Stolzes, schwappen diese Empfindungen ungebremst in die geistige Welt und sorgen dort, aber auch bei uns selbst, für nichts Gutes. Wer meditiert sollte das wissen und entsprechend verantwortungsbewusst und mit der notwendigen Andacht handeln.
Spielregeln beachten
Wer bereit ist diese Spielregeln zu beachten, kann mit Meditations-Übungen beginnen, die Rudolf Steiner den Menschen mitgegeben hat und die ich nach eigener Erfahrung für praktikabel und sehr empfehlenswert halte. Über allen steht die goldene Regel: „Wenn du einen Schritt vorwärts zu machen versuchst in der Erkenntnis geheimer Wahrheiten, so mache zugleich drei vorwärts in der Vervollkommnung deines Charakters zum Guten.“ Hat man einmal über mehrere Wochen konsequent meditiert, wird man feststellen: Man hat eine innere Ruhe selbst in hektischen Zeiten. Man wird viel aufmerksamer für seine Umwelt. Das Spektrum des Wesentlichen verändert sich und man kann über Dinge lächeln, die einen heute noch aufregen. Es lohnt, sich auf die Reise zu machen.