Damit unsere Angst nicht
zur Gefahr für andere wird
Angst ist in diesen Tagen weit verbreitet. Sie tropft mit vielen Tränen aus den Gesichtern, quillt hinter Masken hervor und setzt sich in den Gemütern der Menschen fest. Angst macht der Blick in die Zeitung, die voll ist von düsteren Nachrichten. Angst ist allgegenwärtig und viele bangen um ihre Gesundheit, den Arbeitsplatz, die Kinder, die Alten, die Kranken. Was ist dieses beklemmende Gefühl und hat es in diesem Ausmaß noch einen konstruktiven Charakter? Oder ist es zu einem lähmenden Übel verkommen, was uns als Individuum und in der Summe als Gesellschaft weitestgehend ruhigstellt?
Angst verzerrt unsere Wahrnehmung, denn alles in uns zieht sich zusammen. Das geht soweit, dass wir die Welt nur noch mit einem panischen Tunnelblick betrachten, an dessen Ende es kein Licht gibt. Damit das geschieht, brauchen wir nicht zwangsläufig einen äußeren Impuls, wie etwa einen Säbelzahntiger, das Finanzamt, einen Corona-Virus oder Michael Wendler. Es reichen bereits Vorstellungen davon, Gerüchte, mitreißende Reden oder Hetzpredigten, die ebenso Angst auslösen wie die Manipulation durch Bilder aus der bunten Medienwelt. Es genügt, an die Gefahr zu denken, um Angst in uns zu erzeugen und andere damit anzustecken. Wie bewusst ist uns das und wie gehen wir mit unserem eigenen Angstempfinden um? Was tun wir, damit unsere eigene Angst nicht zur Gefahr für andere wird?
Angst ist nicht Furcht
Zunächst: Nicht zu verwechseln ist Angst mit der Furcht, die in der Tat eine angemessene Reaktion auf eine tatsächlich existierende Gefahr darstellt. Auch zuwenig Angst ist nicht gut, denn dieser Mangel macht uns sorglos und antriebslos, während zuviel davon hemmt. Angst ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes, denn sie hat in unserem Leben durchaus eine berechtigte Aufgabe. Sie schützt uns vor Gefahren und Überforderung und leistet damit in einem gesunden Maße viel Gutes. Ungesunde Züge nimmt sie dann an, wenn sie asoziales Verhalten provoziert, zur Vereinsamung beiträgt, zur intellektuellen Überheblichkeit und Verführbarkeit durch Manipulation. Die Angst verhindert, dass wir uns verändern und Situationen verlassen, die uns nicht (mehr) guttun. Das beklemmende Gefühl unterdrückt unsere Seele, die bestrebt ist, stets in den Wandel zu gehen, zum Wohle der eigenen Lebendigkeit und innerem Wachstum.
Aus Angst kann Empathie und Zärtlichkeit werden
Wird Angst gewandelt, tritt sie als Empathie, Gerechtigkeit, Zärtlichkeit und andere sozialen Fähigkeiten auf, denn sie ist der Gegenpol der Liebe. In der Astrologie repräsentiert sie der Planet Saturn. Wenn wir in diesem Jahr seit Mitte Januar die Auswirkungen der Saturn Pluto Konjunktion erleben, dann ist das auffälligste Erscheinen die Angst, die bei den Menschen, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde und wird. Eine Konjunktion ist immer der Beginn eines neuen Zyklus, insofern sei die Frage gestattet: Was soll das nun in den kommenden 34 Jahren – so lange dauert der nächste Zyklus – werden? Eine Angstphase oder eine Phase, in der wir uns von ihr lösen und uns eine völlig neue Freiheit erobern?
Der Hüter der Schwelle
Saturn wird auch „Hüter der Schwelle“ genannt, weil er nur diejenigen, der ihn ganz in sich aufgenommen haben, die ihn als Verbündeten und Lehrer anerkennen, passieren lässt. Vergleichbar ist seine Aufgabe mit der eines Fährmanns, der den Passagier von der einen Uferseite zur anderen bringt. Die andere
Uferseite ist die geistige Welt, die durch die langsam laufenden Planeten Uranus, Neptun und Pluto im Geburtshoroskop repräsentiert wird. Sobald man die notwendige innere Reife erlangt hat, wird einem das Tor zu dieser Dimension geöffnet. Es ist also kein Fehler, sich dieser “Reifeprüfung” bewusst zu werden und an den inneren Hemmnissen zu arbeiten. Letztendlich gewinnt man bei diesem Selbsterkenntnisprozess eine große Gelassenheit. Die Verbindung zur geistigen, zur seelischen Heimat, schafft innere Ruhe auch in Krisenzeiten und setzt damit Kraft frei für erforderliche Entscheidungen und Willensimpulse, die unsere gewünschte seelische Entwicklung sicherstellen.
Kein einfacher Geselle
Dass Saturn, bei aller Motivation gelassen zu bleiben, kein einfacher Geselle ist, zeigt sich schon in seinem Symbol. Das Kreuz der Materie, also der irdischen Realtität mit all ihrer Vergänglichkeit, lastet auf der Seele, die nach Erlösung von dieser Wirklichkeit strebt. Die Sehnsucht nach dem frei fließenden Gefühl, wird durch die Grenzen, die uns unser Körper setzt, beschränkt. Saturn ist zudem die Gottheit der Zeit und des Schicksals. Gern wird er mit einer Sense dargestellt, die darauf hinweist, dass alles, was in der Welt existiert, einem zeitlichen Ende entgegengeht. Nichts bleibt über die Spanne Zeit hinaus bestehen. Wir müssen lernen, vor der unwiderruflichen Vergänglichkeit demütig die Knie zu beugen und uns dem Raum öffnen, der geistigen Welt, in der Vergänglichkeit überwunden werden kann. Der Tod ist im Grunde nichts anderes als der Beginn eines neuen Zyklus. Das bedeutet: Eine Wiederkehr ist obligatorisch gesetzt! Saturn ist die Kraft, die uns daran erinnern möchte, dass es ewig gültige Gesetze und Wahrheiten hinter der sichtbaren Welt gibt. Überwinden wir unsere Scheu und unsere Angst vor diesem großen Thema, kann auf eine befreiende Art und Weise eine Versöhnung mit der eigenen Vergänglichkeit stattfinden – und die Angst gehen.
Erkenntnis hilft bei Angst
Was können wir neben der Akzeptanz und der Demut vor dem “Circle of Life” noch aktiv gegen unsere Angst tun? Erkenntnis ist ein weiteres probates Mittel – was zugegebermaßen mühsam sein kann. Gerade jetzt sind wir gut beraten, keine Information ungeprüft in uns hineinzulassen und uns nicht von Menschen in die Angst treiben zu lassen, nur weil sie dominant und laut genug auftreten. Prüfen kann man auch, ob eine Information tatsächlich in diesem Moment für uns wichtig ist. Wir werden täglich bomardiert mit Schreckensmeldungen, die mit unserem Leben faktisch nichts zu tun haben. Hätten sie es, könnten wir in diesem Kontext agieren, wären direkt betroffen. Das hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, sondern mit der Akzeptanz, dass wir nur für uns und unser Leben die Verantwortung übernehmen können. Gestalten können wir nur dort, wo wir in unserem Leben angekommen sind.
Die Not lehrt das Beten!
Was hilft noch? Beten! Meine Oma hat immer gesagt: Die Not lehrt das Beten – damit hatte sie recht, denn durch die Ergebenheit, die wir mit einem Gebet zum Ausdruck bringen, verbinden wir uns mit dem Geistigen, dem Göttlichen, von dem wir ein Teil sind. Wir verbinden uns mit unserer Quelle, gewissermaßen mit unserer Basisstation. Das Gebet nimmt Angst und Furcht vor dem Unbekannten, es stärkt uns und unser Vertrauen in das Leben. Was ist Ergebenheit gegenüber der Zukunft? Es wäre die Seelenstimmung, die uns sagen lassen könnte:
Was auch kommt, was mir auch die nächste Stunde, der nächste Morgen bringen mag, ich kann es zunächst, wenn es mir ganz unbekannt ist, durch keine Furcht und Angst ändern. Ich erwarte es mit vollkommenster innerer Seelenruhe, mit vollkommener Meeresstille des Gemütes!
Rudolf Steiner
Gelingt einem diese Seelenruhe, befreien wir uns selbst von inneren Hemmnissen.
Fülle, Überfluss und Genuss
Da auch bei Saturn und seinen Kräften die Polarität gilt, sollte man wissen, dass er auch der Herr des Goldenen Zeitalters ist. In diesem ist alles möglich. Es herrschen Fülle, Überfluss und Genuss. Er vermittelt uns also nicht nur die Lehre der Askese und Selbstbeschränkung, der Diziplin und irdischen Vergänglichkeit. Er schenkt uns auch Reife und Erfüllung. Auch hier gilt der ganz praktische Spruch: Was du säst, erntest du.” Da Saturn auch für absolute Gerechtigkeit steht, erleben wir in diesen Tagen das Echo unseres Tuns – und Nichttuns. Nicht mehr und nicht weniger geschieht gerade.
Wir lernen daraus, wenn wir bereit sind, für uns selbst, unser Leben und unseren Lebensraum wieder die Verantwortung zu übernehmen, achtsam zu schauen – auf sich UND auf den anderen und Rücksicht zu nehmen – auch beim Verbreiten der eigenen Angst. Nehmen wir also unsere Angst in den Zaum und einander solidarisch an die Hand, um gemeinsam gut aus dieser Krise zu kommen. Last but not least hilft eine Portion Humor. Mir gefällt in diesem Zusammenhang eine Erzählung des österreichischen Schriftstellers und Psychologen Paul Watzlawick (1921-2007):
Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Nach dem Grund für dieses Verhalten befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf die Bemerkung, dass es hier gar keine Elefanten gebe, antwortet er: „Na, also! Sehen Sie?“
Es gibt noch ein positives Signal: Auch die Wintersonnenwende am 21. Dezember entspricht dem Wesen des Saturn: Das alte Jahr stirbt, damit das neue geboren werden kann. Inmitten all der Schwere dieser Krise leuchtet in diesem Jahr ein besonders helles Himmelsereignis: An diesem Tag ist die Konjunktion von Saturn und Jupiter gradgenau. Man spricht bei diesem kosmischen Ereignis auch vom “Stern von Bethlehem”. Wir feiern Weihnachten – das Fest der Liebe und bekommen spätestens damit einen Hinweis, wie wir Angst am schönsten überwinden: Mit viel Liebe, denn sie ist der Gegenpol. Was zudem sicher auch nicht schadet: Das ein oder andere Lebkuchenherz.
Wenn Du meine Unterstützung auf dem Weg aus Deiner Angst brauchst, dann scheue Dich nicht zu kontaktieren. Ich bin im Rahmen meiner Entwicklungsbegleitung gern für Dich da. Schreibe mir einfach oder rufe mich an.